Ein einzelner Garten mag nur eine kleine Fläche sein, aber zusammengenommen bilden alle Gärten eine riesige grüne Oase, die den Tieren im urbanen Bereich wichtige Lebensräume bietet. Gerade in Zeiten eklatanten Insektensterbens und rückläufiger Vogelpopulationen ist es wichtig, sich die große Bedeutung des eigenen Grund und Bodens vor Augen zu führen.
Natürlich ist Biodiversität nicht per se gegeben. Die individuelle Gestaltung macht hier den entscheidenden Punkt aus. Wenn alle Menschen mit Garten ausschließlich auf weite Rasenflächen und Thujahecken setzen würden, dann würde sich der Großteil der wichtigen Tiere dort nicht wohlfühlen. Das bedeutet nicht, dass Rasen ein Sakrileg ist. Gerade für Familien mit Kindern können so wertvolle Flächen zum Toben und Spielen geschaffen werden. Idealerweise bekommen zusätzlich aber auch Elemente einen Platz, in denen Insekten, Säugetiere und auch Vögel Nistplätze, Rückzugsorte und Nahrung finden.
So gestaltet man einen insektenfreundlichen Gartens
Was braucht es, damit ein Grundstück zu einem Refugium für freilebende Tiere wird? Einen allgemeingültigen Leitfaden gibt es dafür nicht. Sowohl die Pflanzen- als auch die Tierwelt sind zu vielfältig und ihre Rollen im Ökosystem zu komplex. Ein gutes Beispiel, um das zu verdeutlichen, sind Wildbienen: So gibt es Arten, die sich mit einer breiten Palette an Blüten zufriedengeben, diese Ernährungsform bezeichnet man als polylektisch. Andere wiederum sind (streng) oligolektisch. Das bedeutet, sie fliegen ausschließlich Pollen einer Pflanzenart oder nah verwandter Pflanzenarten an. Erschwerend kommt die Nistplatzwahl hinzu, bei der Wildbienen in der Regel hochspezialisiert sind. Manche bauen in der Erde, andere in morschem Holz, einige wählen Pflanzenstengel oder Schneckenhäuser. Die Liste könnte fortgeführt werden. Das verdeutlicht: Allein im Reich der Bienen gibt es ganz unterschiedliche Anforderungen, die eine pauschale Empfehlung unmöglich erfüllen kann.
Dennoch gibt es Aspekte, die in einem insektenfreundlichen Garten auf jeden Fall in Erwähnung gezogen werden sollten. Ganz oben auf der Liste stehen wilde Ecken. Das ist in kleinen, innerstädtischen Reihenhausgärten natürlich deutlich schwieriger als auf großen Grundstücken in dörflicher Lage. Denn wilde Areale sollten möglichst in Ruhe gelassen, nicht betreten und nicht gemäht werden. Damit fallen sie als aktiv nutzbare Fläche für uns Menschen weg. Doch es lohnt sich, zum Beispiel im hinteren Grundstücksbereich - eventuell versteckt vom Gartenhaus oder einem hohen Staudenbeet - Gelassenheit walten zu lassen mit Wildkräutern, Wildblumen und einem Totholzhaufen.
Wertvolle Naturerfahrungsräume
Ein zweiter wichtiger Punkt sind Frühblüher. Während im Sommer die meisten Gärten in voller Blüte stehen, sieht es während der ersten Monate des Jahres deutlich schlichter aus. Das ist gerade für die Insekten fatal, die sich früh auf die Suche nach Futter begeben. Hier kann mit den beliebten Zwiebelpflanzen wie Krokussen, Traubenhyazinthen und Narzissen Abhilfe geschaffen werden, auch botanische, einfache Tulpen werden gerne angeflogen. Generell spielen das Blütenangebot und das Laub der Gewächse die entscheidende Rolle: Mit einer abwechslungsreichen Kombination an Stauden, Gehölzen, Kräutern und sogar Gemüsesorten über das Jahr hinweg erhöht man das Nahrungsangebot im Garten und die Attraktivität auch für die „tierische Zielgruppe" deutlich. Ganz nebenbei sind Gärten mit Pflanzenvielfalt und entsprechenden Angeboten für wildlebende Tiere auch für die Gartenbesitzerinnen und -besitzer wertvolle Naturerfahrungsräume.
„Wichtig zu wissen: Nicht alle Pflanzen bieten sich gleichermaßen an. Heimische und ungefüllt blühende Arten sind hier absolut zu empfehlen", so Dr. Michael Henze vom BGL. „Das heißt aber nicht, dass Gewächse aus anderen Gebieten dieser Welt keinen Nährwert haben. Lavendel beispielsweise ist bei vielen Bienen heiß begehrt. Auch die romantischen, imposant gefüllten Rosen landen nicht auf der Tabu-Liste. Mit ihrem dornigen Geäst können sie zu wichtigen Rückzugsorten werden. Es gilt: Vielfalt ist Trumpf!" Ungefüllte Blüten erkennt man an deutlich sichtbaren Staubgefäßen - darin finden Insekten leichter Nahrung.
In diesem Zuge ein weiterer Tipp: Nicht zu früh zur Schere greifen! Häufig juckt es Gartenbesitzern bereits im Herbst in den Fingern, wenn sie verblühte Stauden sehen. Die Profis für Garten und Landschaft empfehlen aber, möglichst erst jetzt im Frühjahr aktiv zu werden. Denn dann sind die Insekten bereits geschlüpft und haben ihre Überwinterungsquartiere in den Pflanzen verlassen.
Gärten: Eine nahrhafte Symphonie für Insekten
Natürlich kann ein Garten allein nicht alles bieten, was es für eine große Insekten-Vielfalt braucht. Aber das muss er auch nicht. Was auf dem eigenen
Grundstück nicht wächst, blüht vielleicht bei der Nachbarin oder dem Nachbarn. Wichtig ist aber, sich hier und da einmal bewusst für nektar- und pollenreiche Pflanzen zu entscheiden, mal den
heimischen Gehölzen den Vorzug zu geben oder mehr Wildheit zuzulassen. „Gärten könnte man als nahrhafte Symphonie für Insekten betrachten", schwärmt Dr. Michael Henze vom BGL.
„Im Zusammenspiel bieten sie eine Symphonie an Nahrung und Lebensraum, die die einzelnen Gestaltungen an sich betrachtet gar nicht leisten könnten - und trotzdem steuert jeder Garten, und
sei er noch so klein, eine entscheidende Melodie bei." Weitere Informationen auf www.mein-traumgarten.de.
Quelle: BGL
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