Es ist kein besonders kalter Winter, im Gegenteil: Die Tage sind größtenteils dunkel, nass und trübe. Zum Glück gibt es aber auch echte Lichtblicke, dafür sorgt schon ein (kurzer) Ausflug nach draußen - trotz des grauen Himmels... Bereits ein Rundgang durch den Garten kann die Stimmung heben. Wer keinen eigenen hat, gönnt sich einen Spaziergang durch die Nachbarschaft. Denn dort gibt es aktuell viel zu entdecken, was richtig Freude bereitet.
Die Winterblüher machen ihrem Namen derzeit alle Ehre und sie tun dies früher, als mancher Mensch es aus Kindertagen kennt. Die Zaubernuss (Hamamelis mollis) belohnt einen aufmerksamen Blick mit bizarren, gelben Blütchen und auch der Geruchsinn kommt auf seine Kosten. Zauberhaft sieht das Gehölz aus, dessen aromatische Blüten am nackten Holz erscheinen. Wer reagiert dieser Tage nicht auf die sonnige Farbe Gelb? Schon deshalb fällt der Winterjasmin auf, der sich mit geradezu leuchtenden Trieben über Mauern und Zäune beugt. Er blüht noch ohne Blätter, deswegen heißt er botanisch auch Jasminum nudiflorum - frei übersetzt „nacktblühend".
Alltagserfahrung Pflanze
Der Winterjasmin ist übrigens viel bienenfreundlicher als die weit verbreitete Forsythie, die später im Frühjahr für gelbe Wolken in den Vorgärten sorgt und ein robustes Überbleibsel aus den 1960er Jahren ist. Mit Hinblick auf Artenvielfalt und Insektenfreundlichkeit sind andere Pflanzen eher zu empfehlen. „Der Winterschneeball (Viburnum x bodnantense) zum Beispiel ist mit seinen rosaweißen, duftenden Blüten für die frühen Insekten ein wahrer Pollenmagnet", erklärt Achim Kluge vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). Sogar die Haselnüsse treiben schon ihre Blüten. Davon können Menschen, die unter Allergien leiden, ein Lied singen. Denn für sie kommt die „Niessaison" immer früher.
Auf auf – raus!
Auf einem Spaziergang fallen derzeit aber nicht nur die blühenden Gehölze auf; auch zu ebener Erde erwachen die Vorgärten zum Leben und zeigen hübsche Überraschungen. Zwischen den immergrünen Gräsern oder Bodendeckern lassen sich die ersten Zwiebelblüher entdecken. Schneeglöckchen (Galanthus) begeistern Groß und Klein und man möchte am liebsten staunend auf die Knie sinken. In alten Vorgärten stehen sie in dichten Horsten und trotzen der Eiseskälte. Sie wirken zart, sind aber äußerst widerstandsfähig und hart im Nehmen. Es gibt unzählige Arten und ebenso viele Pflanzenfans, die sie mit Leidenschaft sammeln und damit dem Hobby der Galanthophilie frönen. Auf internationalen Pflanzenbörsen wechseln die blühenden Schneeglöckchen für viel Geld die Besitzerinnen und Besitzer. Sammlerinnen und Sammler gibt es übrigens auch von Christrosen (Helleborus). „Diese Staude ist die früheste Blütenstaude und derzeit in vielen Vorgärten zu entdecken", so Kluge vom BGL. „Sie blüht nicht nur in Weiß, sondern je nach Sorte auch in Weiß-Grün, Rosa-Weiß bis fast tief Schwarz und macht sich sowohl im Beet gut, als auch im großen Pflanzgefäß zur Begrüßung vor der Haustür."
Tägliche Freude in Vielfalt
Wer sich auf die Botanik in Vorgärten einlässt, wird jetzt im Winter viele schöne Überraschungen erleben - und vielleicht sogar Wünsche für das eigene Grundstück entwickeln. Noch viel zu häufig wird die Fläche vor dem Haus eher stiefmütterlich behandelt, dabei gehen alle Hausbewohnerinnen und -bewohner mindestens zweimal am Tag durch den Vorgarten. Und auch Menschen aus der Nachbarschaft, Passantinnen und Passanten profitieren von einer vielfältigen, individuellen und lebendigen Gestaltung. Wer hier flaniert, atmet frische Luft, bewegt sich, vergisst den Alltagsstress und kommt vielleicht sogar mit anderen Menschen ins Gespräch. Es lohnt sich also, die Fläche vor dem Haus bewusst wahrzunehmen und auch im Hinblick auf die winterliche Jahreszeit vielfältig zu bepflanzen. Mehr Informationen und Anregungen zu lebendiger Vielfalt im Vorgarten gibt's auf www.rettet-den-vorgarten.de.
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