Bernd Franzen ist als Landschaftsarchitekt spezialisiert auf Privatgärten. Die Philosophie seines Planungsbüros lautet: „Aus einem Gartentraum soll ein Traumgarten werden." Als gelernter Landschaftsgärtner kennt er auch die praktische Seite des Garten- und Landschaftsbaus. Neben seiner Planungsarbeit war er mehrere Jahre Moderator für die TV-Formate „Mein Garten" und „Ran an den Rasen". Darüber hinaus ist er Autor von Fachbüchern und Referent auf Veranstaltungen.
Herr Franzen, auf Ihrer Website definieren Sie den Garten als Lebensraum, der im Idealfall die Hausarchitektur und den Charakter des Wohnraums konsequent weiterführt. Was erwarten Ihre KundInnen von Ihnen ganz konkret?
Franzen: Erwarte nichts und Du bekommst alles... eine Lebensweisheit, die an der Stelle sicher nur bedingt zählt. Ja, was erwarten die KundInnen? Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Klartext,
den unverstellten Blick von außen, die Meinung eines Dritten, also die Sicht des Experten, Architekturverständnis, Lösungsorientiertheit, Kreativität, Praxiserfahrung ... aber auch
Einfühlungsvermögen, den Blick für das Wesentliche genauso wie für das Detail, maximalen Einsatz der Sinne - Sehen und (Zu)Hören - und einen guten Mediator
Wie gehen Sie als Fachmann damit um, wenn unrealistische Wünsche geäußert werden, zum Beispiel weil die Standortbedingungen Grenzen setzen?
Franzen: Der Ausgangspunkt eines jeden guten kreativen Prozesses ist das ‚Wünsch Dir was‘ - Gespräch. Jeder soll alles in den Ring schmeißen dürfen: Funktionales, Ästhetisches, gerne auch
Spinnertes, einfach alles - denn nur dann können wir und ich unsere Qualitäten ausspielen. So lernen wir, den Garten mit den Augen seiner Besitzer zu lesen und natürlich auch dabei zu helfen,
Gewohntes aufzubrechen, Prioritäten zu setzen, von Holzwegen abzubringen. Kurz gesagt: auf empathische Weise kritisch zu sein, denn häufig ist weniger mehr! Bezogen auf Pflanzen bedeutet das:
Ausgehend von den Wünschen verstehen wir: Was brauchen die Menschen, um sich wohl zu fühlen in ihrem grünen Wohn- und Esszimmer? Welche Lösungen funktionieren in der Praxis?
Stichwort Pflanzenverwendung in Privatgärten: Gehölze, Stauden, Gräser, Zwiebelblumen ... welches Spektrum ist hier zeitgemäß, auch mit Blick auf die Veränderungen infolge des Klimawandels?
Franzen: Das lässt sich natürlich kaum konkret zusammenfassen. Allgemein kann ich sagen, dass Aussagen wie ‚Wir wollen Leben im Garten spüren!‘ oder Fragen wie ‚Wie können wir der Natur was
zurückgeben?‘ häufiger über den Küchentisch kommen als früher. Von daher sind blühende, einfach zu handhabende Pflanzen immer noch sehr wichtig. Schmetterlingsflieder, die Mini-Züchtung ‚Buzz‘
beispielsweise kommt mit wenig Wasser aus, schenkt aber vielen Blüten und Insekten Lebensraum und Nahrung.
Andererseits sind aufgeastete Gehölze als natürlich-skulpturaler Sonnenschirm aus ästhetischen Motiven gefragt. Auch hier spannt sich schnell der Bogen zur Natur, denn über Zierapfel, Hahnendorn,
Kornelkirsche, Blasenstrauch etc. freuen sich nicht nur die Designer, sondern auch Biene und Heckenbraunelle! Letztlich spielt das gesamte Spektrum, also auch Gräser, Stauden und Zwiebelpflanzen
in schlichten Kombinationen eine große Rolle. Ein dynamisches Gräserband aus Rutenhirse vor einer statischen Hecke wirkt wie ein Hauch Natur, und wenn sich dann noch die spanischen Gänseblümchen
‚Blütenmeer‘ den Gräsern zu Füßen legen, geht dem Gartenfreund das Herz auf.
Sicher kennen Sie auch den Kundenwunsch nach einem ‚pflegeleichten Garten‘. Steht das nicht im Widerspruch zu dem Bedürfnis nach Vielfalt und Abwechslung in den Beeten?
Franzen: Tatsächlich ist der Begriff ‚pflegeleicht‘ immer noch allgegenwärtig. Eigentlich ist das Vielfältigste ja das Pflegeleichteste: Nämlich die gut angelegte Wildwiese. Absolut en
vogue, aber noch nicht zu 100 Prozent akzeptiert in der Designwelt. Hier ist schon eher das schlichte Arrangement mit ausgesuchten Pflanzen angesagt, weil eben etwas organisierter als die
Wildheit der Wiese. Aber der Hang zu leblosen Gärten, die zu jeder Jahreszeit gleich tot aussehen, ist vorbei. Ein erfreulicher Trend!
Vielfalt bietet einerseits die Möglichkeit, ganzjährig unterschiedliche Gartenbilder zu schaffen, Sie legen in Ihren Gärten aber auch Wert darauf, den Garten zu verschiedensten Tageszeiten attraktiv zu gestalten. Welche Kompetenzen bzw. Aspekte sind hier gefragt?
Franzen: Sie spielen auf die Beleuchtung an. Ja - ein sehr wichtiges Thema! Die wichtigste Kompetenz, die wir in unserem Büro an dieser Stelle mitbringen, ist zu wissen, wo unsere Grenzen
sind. Na klar haben wir auch ein Gespür, wo Beleuchtung angemessen ist - welche Pflanze, welche Linie im Garten die Designidee auch zu den dunklen Tageszeiten lesbar machen soll. Aber unsere
KundInnen sind sehr dankbar, wenn wir ihnen unseren vertrauten Experten als Lichtplaner empfehlen. Seine Beratung ist und bleibt wesentlich tiefgründiger und professioneller! Von daher ist unsere
Aufgabe zu erkennen, auch was andere Spezialgebiete betrifft, wo und wann man welche Menschen zusammenbringt, um damit das beste Ergebnis im Sinne der BauherrInnen zu ermöglichen. Garten geht nur
im Miteinander!
Sie sind ja selbst Landschaftsgärtner. Was empfehlen Sie jungen KollegInnen in Sachen Pflanzenvielfalt?
Franzen: Mit offenen Augen durch die Gärten und vor allem durch die Landschaft zu gehen. Neulich war ich im Hohen Venn in der Eifel und durfte wieder feststellen: So schön, wie sich Pflanzen
in der Landschaft selbst anordnen und ergänzen, kann man kaum planen. Die Natur also als Vorbild nutzen und sich dabei gleichzeitig erholen. Die Pflanze ist unser Pfund, ein absolutes Trendthema
und unsere Arbeitsplatzgarantie! Wer Pflanzen liebt - oder sagen wir zumindest achtet - und das Thema Vielfalt lebt, braucht sich in unserer fantastischen grünen Branche keine Sorgen um seine
Zukunft machen und tut im besten Falle gleichzeitig noch etwas für unseren Planeten.
Mehr unter: www.gartenplus.com und www.mein-traumgarten.de
Quelle: BGL
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