Unabhängig voneinander sind Vater und ich zur IGA nach Berlin gefahren. Es hat sich gelohnt, finden wir. Wir sind voller Eindrücke zurückgekommen. Dem Titel "Ein MEHR aus
Farben“ ist nichts hinzuzufügen. Die IGA gilt als Festival schönster internationaler Gartenkunst und grüner urbaner Lebenskultur. Wir haben für unsere eigene Bautätigkeit, für unsere
Ideensammlung, fürs tägliche Geschäft den ein oder anderen Impuls mitnehmen können. Bis zum 15. Oktober kann man das Areal noch besuchen. Es lohnt wirklich. Mehr zur IGA
Marzahn-Hellerdorf ist nicht nur Berlinern ein Begriff. Er gilt als Problem-Außenbezirk der Hauptstadt. Jetzt wachsen hier zwischen grauer Platte blühende
Landschaften. Innerhalb drei Monaten hat die IGA Berlin 2017 so viele Gäste aus Berlin, Deutschland und der ganzen Welt in den Bezirk Marzahn-Hellersdorf geführt wie wohl nie zuvor.
Die weitläufige, attraktive Parklandschaft, das „grünste“ Stadtentwicklungsprojekt Berlins, verändert dabei den Blick auf die Stadt und den „Problembezirk". Nach Ende der Schau wird den
Bürgern eine Grüne Lunge übergeben. Vieles soll bleiben. Die Kabinenbahn, die von ihren Erbauern aus Südtirol gesponsert wird, ist jetzt schon der heimliche Liebling der Besucher. Eine halbe
Stunde vom Alexanderplatz entfernt startet sie nur wenige Schritte von der renovierten U-Bahn-Station Kienberg entfernt. Man sieht aus rund 30 Metern Höhe das Gartenschaugelände,
eingerahmt von Plattenbauten aus DDR-Zeiten bis in die Gärten der Welt. Diese gibt es schon lange hier im Bezirk und sie bieten einen spannungsreichen Dialog zwischen den Kulturen.
Und zwischen Tradition und Gegenwart internationaler Gartenkunst. Für die IGA wurden die bereits bestehenden Gärten aus China, Japan, Bali, dem Orient und Europa um einen
Englischen Garten sowie internationale Gartenkabinette erweitert.
Gekonnt: Internationale Gärten in Kabinetten und Gartensituationen
Als Hauptbereiche der Internationalen Themengärten gelten die erweiterten Gärten der Welt, die Internationalen Gartenkabinette und abwechslungsreiche Gartensituationen. Das Konzept der Gärten der Welt wurde weiterentwickelt. Es entstand ein zehntes gärtnerisches Kleinod – der Englische Garten. Er ergänzt die bisher neun Gärten, die ausgehend vom Chinesischen Garten seit Mitte der 1990er Jahre entstanden. Hier beginnt eine gärtnerische und geschichtliche Reise, sie führt in den Orient, nach Bali, Japan und Korea. Hinzu kommen der Renaissancegarten, der Christliche Garten, der Karl-Foerster-Garten und ein Irrgarten mit Labyrinth. Durch die neuen Internationalen Gartenkabinette wird der Blick in die Welt zeitgenössisch ausgebaut. Renommierte Landschaftsarchitekten aus 9 Ländern gestalteten ihre innovativen Gartenvisionen. Auf jeweils 380 Quadratmetern begegnet den Besucherinnen und Besuchern Gartenkunst aus Großbritannien, Australien, Libanon, Thailand, China, Deutschland, Brasilien, Chile und Südafrika. Zu sehen ist Australien / Australia "Cultivated by Fire"
Libanon / Lebanon "Der versunkene Garten“, Großbritannien / Great Britain "The Garden of Vulcan“, China "Dule Yuan“, Deutschland / Germany "Los Angeles Garden“ Brasilien / Brazil, Chile "Being under the trees“, Südafrika / South Africa "African Bouquet“. Ergänzt werden diese Arrangements durch die sogenannten Gartensituationen. Hier trifft der bienenfreundliche Garten die Beach-Situation, Perspektivwechsel und Move me spielt mit der Möglichkeit des permanenten Wandels und mit dem Thema des Urban Gardening. Ein weiterer interessanter und alltagstauglicher Aspekt für jeden Gartenliebhaber ist die heimische Verbindung von Nutz- und Schmuckgarten. Der Chinesische Garten, angelegt 1996 ist der größte Chinesische Garten in Europa !!!
Orte der Stille und Besinnung im Getümmel
Ich liebe asiatische Gärten. Diese Verbindung aus Gartenkunst, Religion, Stille, Pflanzen, Wasser, Feng Shui, Meditation und Energie. Ich hoffe, wir haben das Glück, mal wieder so einen Garten bauen zu dürfen, wie schon auf der Internationalen Gartenschau 2013 in Hamburg-Wilhelmsburg. Hier trifft Tradition auf zeitgenössische Gartenkunst, Einheimisches auf Internationales, Symbolisches auf Purismus. Eindrucksvoll in Szene gerückt wird die hinter den verschiedenen Konzepten stehende Philosophie. Der japanische „Garten des zusammenfließenden Wassers“ ist ganz besonderen Ort der Stille. Dazu gehört ein klassischer Zen-Garten, der mit in Linien geführtem Sand und Steinen das Universum symbolisiert. Weitere Elemente sind ein Pavillon, ein Trockenwasserfall sowie eine in drei Bereiche unterteilte Bepflanzung, die als Bild für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft steht. Auch spannend ist der Seouler Garten, dessen Vorbild „Das Haus der einsamen Freude“ aus dem Jahr 1516 ist. Mauern, Tore und mehrere Höfe bestimmen diesen Ort der inneren Einkehr neben einer Flusslandschaft aus Bäumen, gewaltigem Felsgestein und Wasser. Der Japanische „Garten des zusammenfließenden Wassers“ ist ein Projekt der Städtepartnerschaft Berlin-Tokio. Das Gartenthema „In der Verschmelzung Harmonie finden – wie zusammenfließendes Wasser“ soll den Wunsch nach einem friedlichen Miteinander aller Menschen zum Ausdruck bringen. Von Beginn an konnte die Stadt Berlin bei diesem Vorhaben auf die Unterstützung der Botschaft Japans zählen. Sie war u.a. Förderer für das Votum pro Berlin, als es um den Zuschlag der Fördergelder aus dem Japan World Exposition 1970 Commemorative Fund (JEC) ging. Diesem Fond verdankt Berlin eine großzügige finanzielle Unterstützung. So konnte auch der Pavillon (Chaya) errichtet werden, ohne den ein Japanischer Garten nicht denkbar ist.
Die Gartenanlage besteht aus drei durch Wege miteinander verbundene Gärten, in deren Mitte der Pavillon Nyosuitei liegt. Nördlich liegt der vordere Wassergarten, an der Südseite dann der Hauptgarten „Kare Sansui“ – ein als Zen-Garten angelegter Steingarten – und im Osten der Teegarten, der hauptsächlich aus Rasen besteht. Alle drei Bereiche sind Räume mit völlig unterschiedlichem Charakter, die sich gegenseitig zu einer Einheit ergänzen – verbunden durch eine Linie, die wie eine Zeitachse angelegt ist.
Der Wasserfall im südöstlichen Gartenbereich steht für den Ursprung der deutschen Geschichte, wobei das dort hervorsprudelnde Wasser den bisherigen Verlauf symbolisiert. Durch den üppigen Rasen führt der Wasserverlauf zum vorderen Garten und bildet dort einen kleinen Teich, der wie ein Spiegel die jüngste Geschichte reflektiert, die den Menschen noch ganz nahe ist. Daneben steht der Pavillon (Chaya), er ist Ausdruck der Gegenwart, in der wir heute leben. Von hier kann der Hauptgarten betrachtet werden, der die Zukunft symbolisiert. Er wurde im Stil eines Trockengartens („Kare Sansui“) errichtet und ist ein typischer japanischer Kontemplationsgarten, der ohne einen Tropfen Wasser auskommt und der in tiefer Beziehung zum Zen steht.
Das Stein-Arrangement des in der Mitte angelegten trockenen Wasserfalls stellt einen Karpfen dar, der einen Wasserfall gegen die Strömung erklimmt und bezieht sich als Zitat auf die Lehre des Zen. Im Zen-Buddhismus heißt es, wenn der Karpfen einen Wasserfall erklommen habe, verwandele er sich in einen Drachen. Diese Allegorie zur Bewältigung einer großen Hürde ist Teil des Konzepts der Gartensymbolik und steht für die Zukunft. Eine Steinbrücke, die Freundschaft und Eintracht Deutschlands und der Welt symbolisiert, führt über das „Meer", das aus weißem, wellenförmig geharktem Kies besteht. Der erste Garten der Welt ist ein originales Werk chinesische Gartenkultur: Seine Gestaltung geht auf einen Plan des Pekinger Instituts für klassische Gartenarchitektur zurück und der gesamte Bau wurde von Facharbeitern aus Peking mit Materialien aus China ausgeführt. Gestaltet als klassischer chinesischer Gelehrtengarten im Stil süd-chinesischer Gartenbaukunst mit zusätzlichen Elementen aus Nordchina, zeichnet sich der Chinesische Garten durch Schlichtheit und dezente Farben – vorrangig grau, weiß und rot – aus.
Als Berlin und Peking 1994 den Vertrag einer Städtepartnerschaft unterzeichneten, war dies gleichzeitig die Geburtsstunde des Chinesischen Gartens. Fachleute und politisch Verantwortliche waren sich darin einig, dass dieser Garten keine Nachbildung sondern eine Neuschöpfung werden sollte, deren Form und Gestalt dem entspricht, was Chinas Jahrtausende alte Gartenkunst hervorgebracht hat. Der Name „Garten des wiedergewonnenen Mondes“ steht für die Wiedervereinigung der früher geteilten Stadt Berlin – ganz in der chinesischen Tradition, den Besitzer und sein Lebensschicksal in der Benennung eines Gartens zu verschlüsseln.
Das Zentrum des Gartens bildet ein 4.500 Quadratmeter großer See, der in eine reich bepflanzte Hügellandschaft eingebettet ist. Umgeben von verschiedenen Gebäuden, Brücken, Platzflächen und Mauern wurde er überwiegend von chinesischen Experten gestaltet. Herausragendes Bauwerk ist das Teehaus „Berghaus zum Osmanthussaft“ , das über Uferwege und eine Zickzackbrücke mit anderen typisch chinesischen Bauten, darunter die Eingangshalle „Stube des heiteren Wetters“, die Kleine Halle „Pavillon des ruhigen Mondscheins“ und das halb im Wasser liegende Steinboot „Blick auf den Mond“, verbunden ist. Im Teehaus können Besucherinnen und Besucher über 30 verschiedene Sorten Grünen Tee genießen und Chinesische Teekunst-Vorführungen erleben.
Seit tausend Jahren gehören fantastisch geformte Felsen und Steine zu den notwendigen Besonderheiten eines Chinesischen Gartens, wobei hier der Grundsatz gilt: „Der Stein muss mager sein und faltig wie ein Hundertjähriger“. Die schönsten Steine im „Garten des wiedergewonnenen Mondes“ stammen aus dem Gebiet des Taihu-Sees bei Wuxi. Sie sind Sinnbild für Kraft und Schönheit.
Aber nicht nur Steine haben Symbolkraft, Pflanzen ebenso. So stehen Chrysanthemen, die erst dann blühen, wenn alle anderen Pflanzen schon verblüht sind, im Chinesischen Garten für ein langes Leben. Der weiblichen Schönheit, Reinheit und Süße sind die Magnolien geweiht und Bambus, der sich biegt, aber nicht bricht, ist ein Zeichen für Anpassungsfähigkeit. Kiefern stehen für das Männliche, aber auch für langes Leben und große Erfahrung. Die Trauerweiden am Seeufer bringen mit der Anmut einer Tänzerin auf der „Spiegel des Himmels“ getauften Wasserfläche schöne Lichtbrechung.
Surreale Landschaften
In Rost- und Schwarztönen präsentiert sich der australische Garten „Cultivated by Fire“. Ein Symbol für die Jahrtausende zur Bodenkultivierung genutzte Kraft des Feuers durch die
Ureinwohner, die Aborigines, zur Steigerung der Fruchtbarkeit des Bodens.
Der thailändische„Garden of the Mind“ soll Besucher anregen, über das Selbst, die Zeit und die Schönheit der Natur zu reflektieren, steht auf der Infotafel. Eine surreale
Wasserlandschaft mit golden-silbernen Gebilden, die als Inseln aus dem Wasser ragen, und zwei umgebenden Spiegelwänden setzen den Besucher gleich mit ins Bild und lassen ihn so zum Teil des
Gartenkunstwerks werden. Spiegelungen erwarten mich auch im chinesischen „Dule Yuan“, dem „Garten des abgeschiedenen Vergnügens“, der sich in einer Neuinterpretation einem zentralen Thema
der chinesischen Kunst und Kultur widmet und von einem Gemälde aus dem 16. Jahrhundert inspiriert sein soll. Wir durchschreiten einen Bambuspfad, einen Blumengarten und einen Wasserkanal, an
dessen Ende ein Spiegel dem Besucher Tiefe und unendliches Fließen suggeriert. Die traditionelle Bambushütte findet sich hier in metallener Ausführung und zieht durch transparente Leichtigkeit
und geschwungene Linienführung die Blicke der Besucher auf sich. Dann: Einer der spannungsreich gestalteten Stadt-Gärten schafft es auf engstem Raum, gleich mehrere als Spaliere gezogene
Obstbäume zu platzieren. Für einen möglichst großen Ertrag. In Form gepresste Natur. Das gefällt.
Seouler Garten
Echte koreanische Gartenkunst in Marzahn: Koreanische Gartenarchitekten planten den „Seouler Garten“, koreanische Handwerker bauten ihn. Für den Pavillon und die Mauern wurden überwiegend originale Kunstwerken und Bauelemente aus Korea verwendet. Entstanden ist eine abwechslungsreich gestaltete naturnahe Landschaft mit Höfen, reichem Figurenschmuck und dem Pavillon. Die Entwicklung des Koreanischen Gartens wurde während des Berlin-Besuches des Oberbürgermeisters von Seoul angestoßen: der Bau eines solchen Gartens sollte helfen, die freundschaftlichen Beziehungen der Hauptstädte Südkoreas und Deutschlands weiter zu vertiefen. Auf dieser Grundlage entwickelte die Stadtverwaltung von Seoul das Projekt „Seouler Garten“ für Berlin.
Es wurde großer Wert auf die Besonderheiten der traditionellen koreanischen Gartenkultur gelegt. Drei unterschiedliche Bereiche kennzeichnen die Anlage: freie Räume oder Höfe, die als „Ma-Dang“ bezeichnet werden, der Pavillon und die Landschaft. Die Landschaft stellt ein Abbild der realen Naturlandschaft Koreas mit ihren Felslandschaften und der typischen koreanischen Vegetation dar. Kiefern, Bambus, Eichen und Fächerahorn sind einige der verwendeten Baumarten. Der „Seouler Garten“ besitzt vier von Mauern eingefasste Höfe mit unterschiedlich gestalteten Toren und einen Pavillon, der auf Felsen gebaut, unmittelbar am Wasser steht. In diesem „Kye Zeong“ (Pavillon am Wasser) finden sich einige für Korea typische Wohnräume.
Zu den auffälligsten Elementen des neuen Gartens gehören abstrakte Figuren, die an Wegen oder vor den Mauern der Höfe stehen und auf das schamanische Weltbild Koreas verweisen. Die großen Holzfiguren oder Totempfähle werden als „Zang Sung“ bezeichnet, an sie wenden sich die Menschen mit ihren Wünschen. Wesentlich kleiner sind die „Buk Su“, die vor Naturkatastrophen wie Feuer, Hochwasser oder Epidemien schützen sollen. Die hohen Masten mit abstrahierten Vögeln an der Spitze symbolisieren den schamanistischen Geistermast und werden „Sot Dä“ genannt. Die Vögel sollen als Boten die Gebete der Menschen zu den Geistern in den oberen Welten tragen.
Orientalik
Für mich ist eine der schönsten Gartenanlagen der Welt die Alhambra in Grenada in Andalusien / Spanien. Sie ist das Vorbild für viele spätere Gartenanlagen. Eine Verbindung aus maurischer und Europäischer Gartenkunst. Wichtig sind hierbei die klaren Linien, die einzelnen Gartenräume , die man durchschreitet, ohne gleich das ganze Werk zu erkennen. Sehr wichtig hierbei das Thema Wasser und Bewässerung, ohne die das ganze gar nicht möglich wäre. Die typischen arabischen Fliesen und die pittoresken Brunnen sind ebenfalls ein wichtiges Gestaltungselement. Und dann gehören natürlich unbedingt die Pflanzen dazu: Oleander, Orangen und Zitronen, Feigen, Dattelpalmen, Agapanthus, Aloe Vera, Bitterorangen, Granatapfel etc.
Der Orientalische Garten präsentiert sich hier in Berlin als Ensemble, bestehend aus dem „Saal der Empfänge“, der in den Riyâd führt – ein Gartenhof, der von einer vier Meter hohen Mauer umfasst ist. So greift die Architektur eine Bautradition islamischer Gartenkultur auf: Die Oase, die verborgene Quelle, das Paradies sind oft nicht unmittelbar sichtbar. Die Mauern und die überdachten Arkaden wurden von marokkanischen Kunsthandwerkern mit Keramikkacheln – den sogenannten „Zillij“ – verziert. Der gesamte Garten ist mit Ornamenten reich bestückt. Sie finden sich in den Keramikfliesen, in den Holzverzierungen, im Sandstein und im Gips sowie im Bodenbelag. Viele Ornamente, die die islamische Architektur prägen, zeigen Pflanzenteile wie Blüten und Blätter.
Die finanzielle Unterstützung des Senats für Wirtschaft und Arbeit und der Allianz Umweltstiftung ermöglichte die Realisierung des Projekts. 2002 wurde der Garten- und Landschaftsarchitekt Kamel Louafi mit der Planung des Gartenhofes (Riyâd) beauftragt. Louafi hat ebenfalls den 2007 errichteten „Saal der Empfänge“ entworfen.
Der „Saal der Empfänge“ enthüllt seine prächtige Ausstattung erst beim Betreten des Gebäudes. Der großzügige, ruhig wirkende „Saal" duftet angenehm nach Zedernholz, Licht fällt durch die zentrale Glaskuppel und lässt durch die verzierten Säulen und Bögen ein vielfältiges Spiel von Licht und Schatten zu. Nach und nach nimmt der Besucher die vielen dekorativen Details wahr – bunte Fliesen, wie sie in Marokko üblich sind, zieren die Wände, fein geschnitzte Kapitelle über den Säulen tragen die Decke mit der Glaskuppel. Typisch für die arabische Bauweise sind auch die Arkadengänge, die den gesamten Innenraum umgeben. Der „Saal der Empfänge“ kann für Veranstaltungen angemietet werden.
Vom „Saal der Empfänge“ gelangt man in den 63 x 36 Meter großen Gartenhof (Riyâd). Er ist den orientalischen Vorbildern entsprechend geometrisch-vierteilig angelegt. Wasser als Lebenselement durchzieht den Gartenhof und spiegelt in Kanälen und Becken das Licht. Im Zentrum des Riyâd entspringt in einer von einem reich verzierten Pavillon überdachten Brunnenschale die Quelle des Gartens. Sie ist der Ausgangspunkt von vier Wasserbecken, in denen Springbrunnen plätschern.
Die Pflanzflächen – vier gleichgroße, rechteckige Beete – im Innern des Gartens präsentieren eine große Pflanzenvielfalt, die außerhalb der Frostperiode mit Topf- und Kübelpflanzen ergänzt wird. Die orientalisch-islamische Gartenkultur verbindet traditionell Zier- und Nutzgärten. Darum wurden im „Garten der vier Ströme“ Ziergehölze, Stauden, aromatische Kräuter, Rosen und exotische Obstgehölze gepflanzt, die sich an diesem Gestaltungsprinzip – das Nützliche mit dem Schönen zu kombinieren – orientieren. Hier wachsen Granatapfel, Mispel, Oliven, Quitten, Maulbeerbäume und selbstverständlich auch Palmen, darunter Zwergdattelpalmen und Hanfpalmen. Für weitere Duft- und Farberlebnisse sorgen Flieder, Jasmin, Oleander und großblütige Magnolien, außerdem Lavendel, Salbei und Minze. Neben den vielen Geranien (Pelargonien) findet sich außerdem eine botanische Besonderheit – der violett-rosa blühende Judasbaum, dessen Blüten im Frühling vor den Blättern direkt am Holz sprieße.
Bali als Sehnsuchtsort
Der Balinesische Garten hat mir sehr sehr gut gefallen. Ebringt einen wichtigen Aspekt der dortigen Lebensphilosophie zum Ausdruck: das Streben nach Einklang des Menschen mit sich selbst, seinem Umfeld und dem gesamten Universum. Dazu wurde ein traditioneller Balinesischer Pavillon „Bale Dangin“, gebaut, dem sich die Pflanzen des Gewächshauses als Urwald anschließen. Einen nur nach gestalterischen Kriterien angelegten Garten gibt es im traditionellen Bali nicht. Als Beispiel der Zusammenarbeit der Partnerstädte Jakarta – Hauptstadt von Indonesien – und Berlin ist der „Garten der drei Harmonien“ ein Ort für Menschen, die sich für indonesische – hier besonders für balinesische – Kultur interessieren. Die Gestaltung dieses exotischen Gartens folgt den auf Bali vorhandenen Vorbildern.
Der Balinesische Garten ist ein Beispiel für die Anordnung eines Wohnkomplexes im südlichen Bali. Eine Lehmziegelmauer grenzt die Wohnanlage von der Umgebung ab. Die Besucherinnen und Besucher betreten diesen privaten Bereich durch ein Tor mit Namen „Ankul angkul“. Hier zeigt sich bereits die allgegenwärtige Dreiteilung des Balinesischen „Gartens der drei Harmonien", denn das Tor besteht aus dem Sockel mit den Stufen (= Fuß), der Tür aus Teakholz (= Körper) und dem mächtigen Dach mit Krone (= Kopf).
Der Haus- oder Familientempel („Sanggah“) innerhalb der Wohnanlage ist erneut durch eine Mauer abgegrenzt. Die Schreine auf den hohen Sockeln erhalten in Bali täglich neue Opfergaben aus Blumen, Früchten und Räucherstäbchen.
Das größte Gebäude der Wohnanlage ist ein Allzweckbau. Der „Bale Dangin“ genannte, überdachte Pavillon dient den unterschiedlichsten Beschäftigungen. Dort werden Opfergaben vorbereitet, es wird geschlafen, gewebt, genäht oder gespielt. Die gepflasterte Fläche vor dem „Bale Dangin“ ist das Zentrum der Wohnanlage und damit der Platz, um sich zu treffen und miteinander zu reden.
Einen Garten, wie wir ihn kennen, gibt es im traditionellen Bali nicht. Hinter der Wohnanlage schließt sich üblicherweise der Urwald an. Im Balinesischen Garten wird dieser tropische Urwald aus vielen Pflanzen geschaffen, die in Europa häufig als Zimmerpflanzen oder in Botanischen Gärten zu finden sind: zu den größten zählen die Baumfarne (Cyathaea australis). Daneben gibt es viele andere unterschiedliche Farne wie Sichel-, Nest-, Schwert- und Saumfarne. Blattpflanzen, wie z.B. Schraubenbaum, Keulenlilie und Kroton, bilden das grüne Dickicht, in dem die Blütenpflanzen das Auge auf sich ziehen. Dazu zählen Gardenien, Hibiskus und eine große Anzahl unterschiedlicher Orchideen-Arten, die an Epiphytenstämmen auch in die Höhe wachsen. Unverzichtbarer Bestandteil des Balinesischen Gartens ist jedoch der Frangipani-Baum - auch Tempel- oder Pagodenbaum genannt. Der Frangipani-Baum gilt auf vielen indonesischen Inseln als heilig und die Blüten werden in Bali bevorzugt als Opferblüte oder als Haarschmuck benutzt.
Irrungen und Wirrungen
Wir verlaufen uns im Hecken-Irrgarten, der hier nach dem Vorbild des Hedge Maze des Hampton Court Palace bei London bereits 2007 angelegt wurde. Als Bodenlabyrinth gibt es daneben noch eine gepflasterte Nachbildung des Mosaiks aus der französischen Kathedrale von Chartres. Irrgarten und Labyrinth symbolisieren den Lebensweg und die Suche nach der Mitte. Und das kann dauern ... In den „Reflecting Gardens“ ist wieder das Thema Verwirrung und Täuschung. Geschwungene Wege werden hier durch unterschiedlich hohe, dreiseitige und verspiegelte Stelen begrenzt. Die sollen nicht nur die eigene Person spiegeln, sondern auch immer wieder Ein- und Durchblicke möglich machen. Was ist Wirklichkeit, was seine Spiegelung? Das ist wohl die Frage.
Zauberhafter Märchenwald
Den Märchenwald gibt es schon lange, hier sehen wir verschiedenen Figuren, die verteilt in einem kleinen Waldstück. Dann ertönen Stimmen aus den Bäumen, sie erzählen
Geschichten. So viel Zeit dafür hatten wir dann doch nicht. Wir gehen zum Wolkenhain, Aussichtsplattform und eindrucksvolles Wahrzeichen der IGA. Die Konstruktion besteht aus 170
Stahlknoten, die die Verstrebung der Stahlwolke zusammenhält.
Ein vielgestaltiges und abwechslungsreiches „MEHR aus Farben“ verspricht das Programm der Blumenschauen in der neu entstandenen Blumenhalle. Entlang des von der SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH erarbeiteten Konzepts mit dem Titel „Reiseberichte in 28 Kapiteln im Meer aus Farben“ werden die Gäste auf das Passagierdeck eines Schiffes versetzt, das durch die Wellen eines Ozeans kreuzt. Das ist gut gemacht – im schnellen Wechsel entstehen in den 186 Tagen der IGA insgesamt 28 Ausstellungen. Prachtvolle Stauden, bunte Beet- und Balkonpflanzen, blühende Gehölze und Sträucher, exotische Grünpflanzen, Bonsai und Schnittblumen erwarten die Besucherinnen und Besucher. Man kann live dabei sein, wenn die wöchentlichen Inszenierungen entstehen. Die grüne Branche zeigt hier floristische und gärtnerische Meisterleistungen, die von der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft prämiert werden.
IGA zieht jüngeres Publikum als bisherige Gartenschauen an
Als erste Gartenschau hat die IGA es wohl geschafft, ihr Publikum deutlich zu verjüngen. Das Durchschnittsalter liegt bei 47 Jahren, wobei ein Drittel der Gäste unter 40 Jahre alt ist. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter bei früheren Gartenschauen lag bei ca. 55 Jahren. Das war auf dem Gelände deutlich zu spüren. Schon jetzt steht fest, dass die ursprünglich erwarteten 30.000 Kinder und Jugendlichen mit über 50.000 zu erwartenden Teilnehmenden deutlich übertroffen werden. Grund sind auch die angebotenen Bildung-Veranstaltungen und Workshops für Familien und Gruppen.
Gartentrends, Pflanztipps und Modellgärten
Neun Modellgärten, die sogenannten „Gartensituationen“ zeigen einfach umsetzbare und innovative Gestaltungsideen für Garten, Hinterhof oder Dach. Gäste können sich unter anderem inspirieren lassen von Gartenarrangements, die Nutz- und Zierpflanzen vereinen. Traditionelle Handwerkskunst oder Materialrecycling sind in die Gestaltung der Muster-Gärten einbezogen. Auch Pflanzungen, die für besonders schattige Hinterhöfe geeignet sind oder die Strandgefühl im heimischen Garten aufkommen lassen.
Wie lohnt die IGA?
Es hat sich für uns gelohnt, die IGA ist immer auch eine Chance, den Bürgern zu zeigen, was alles geht im Garten-und Landschaftsbau. Und dass Garten- und Landschaft immer wieder neu definiert und aufgefasst werden kann. Und dass hinter jedem Wurf immer eine Idee, ein stimmiges Konzept seht. In Berlin schießt das Land fast zehn Millionen Euro zur IGA zu, die Gartenschau- und Langzeit-Investitionen aus verschiedensten Töpfen belaufen sich auf rund 130 Millionen Euro. Die Hauptstadt rechnet mit Einnahmen von 30 Millionen Euro. Anders als bei der jüngsten Bundesgartenschau 2015 im nahen Havelland, die auf einem Schuldenberg von zwölf Millionen Euro sitzen blieb, hat das Berliner Finanzkonzept Chancen. Wir hoffen, dass Stadt und Bezirk das große Gelände auch langfristig pflegerisch in den Griff bekommt. Und dass die Bürger das Areal wirklich für sich nutzen. Mehr zur IGA auf der IGA Website
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